Radon Vorkommen – Alles was Sie wissen müssen
Radon ist ein radioaktives Edelgas, das in der Natur beim Zerfall von Uran und dessen Tochterelement Radium entsteht. Radongas ist ein natürlicher Bestandteil der Erdkruste im Erdboden, und kommt in nahezu allen Gesteinsschichten vorkommt. Durch Freisetzung gelangt das Radongas vom Boden in die Luft und in das Grundwasser, wobei Radon über eine hohe Wasserlöslichkeit verfügt. In geringen Dosen geht von Radon zwar keine Gefahr aus, wird aber der Schwellenwert von 60 Becquerel (Bq) pro Kubikmeter (m³) in der Luft und von 100 Bq/Liter im Trinkwasser überschritten, steigt die Gefahr, an Lungenkrebs zu erkranken, um 16 % an. Damit ist Radon nach Rauchen, aber vor Asbest und Diesel/Benzin die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs, ist aber in seinem Gefahrenpotenzial in der Gesellschaft weitgehend unbekannt. Die Strahlenbelastung durch Radon ist der größte Teil der natürlichen radioaktiven Strahlung, der die Bevölkerung ausgesetzt ist.
Da Radon nicht gesehen, geschmeckt und gerochen werden kann, müssen sich die Menschen an anderen Faktoren orientieren, um das Edelgas zu identifizieren. Zwischen 1992 und 2003 fanden in Deutschland umfangreiche Radon-Messungen statt. An insgesamt 2.346 Messpunkten wurde die Radon-Konzentration in Deutschland flächendeckend auf einer Radon Karte mit allen Gebieten ermittelt. Auftraggeber für diese umfangreiche Sammlung von Daten war das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Nach der Veröffentlichung zeigte sich ein deutliches Nord-Süd-Gefälle der Konzentration in Deutschland, was mit der geografischen Lage in Deutschland zusammenhängt. In der süddeutschen Voralpenregion ist die Radonkonzentration mit ihren zahlreichen Klüften am höchsten. Außerdem ist die Radon Belastung in ostdeutschen Gebieten mit im Durchschnitt 75 Becquerel pro Kubikmeter signifikant höher als in westdeutschen Regionen mit 50 Bq/m³. Wie wir heute wissen, hat die „Schneeberger Krankheit“ unter Bergleuten im ostdeutschen Erzgebirge im 16. Jahrhundert ihre Ursache darin, dass die Bergarbeiter unter Tage massiv hohen Radon Konzentrationen ausgesetzt waren. Viele Kumpel starben in der Folge an Lungenkrebs.
Weitere Schwerpunktgebiete für die Strahlung in Deutschland sind das Erzgebirge, Voigtland, der Pfälzerwald sowie der Odenwald. Am massivsten ist die Konzentration schließlich in ehemaligen Bergwerken wie bei Ronneburg, im Döhlener Becken, Poppenreuth und Rudolphstein, in denen Uran abgebaut wurde. Außerdem sind die Radonwerte an Klüften, Bergsenkungen und an der Grenze zweier Gesteinsarten aufgrund der Vielzahl der Löcher und Risse im Boden sehr hoch. Da Radon zudem als Heilwasser genutzt wird, bestehen hohe Radonkonzentrationen auch in bekannten Heilbädern wie Bad Kreuznach, Bad Zell, Bad Gastein, Bad Schlema und Bad Steben sowie an der Trinkwasserquelle von Bad Brambach. Von der Branche wird Radon im Rahmen einer „Radontherapie“ beworben, dem neben seiner Risiken auch eine Heilkraft nachgesagt wird.
Die Umwandlungsketten von Radon
Radon gelangt durch Strömungen und Diffusionen an die Erdoberfläche. Hier sind es vor allem undichte Gesteinsstellen wie Risse, Rillen und Löcher, durch die Radon ins Freie gelangen kann. Zwar beträgt die Halbwertszeit von Radon nur 3,8 Tage, allerdings entsteht ständig neues Radon ständig durch den Zerfall von Radium und Uran. Radium besitzt eine Halbwertszeit von ca. 1.600 Jahren. Die Halbwertszeit von Uran variiert für die verschiedenen Isotope, ist aber grundsätzlich noch einmal deutlich höher. Dadurch entwickelt sich ein ständiger Prozess, durch den sich Radon dauerhaft in der Erdatmosphäre befindet. Insgesamt lässt sich durch die Radonmessgeräte sehr präzise das Radonpotenzial in der Luft anhand der Anteile von Radium und Uran festlegen.
Radon selbst gilt zwar nach aktuellem Forschungsstand als nicht direkt gesundheitsschädlich. Die gesundheitsschädliche Wirkung von Radon wird allerdings indirekt verursacht, und zwar durch dessen kurzlebige Zerfallsprodukte, die radioaktiven Schwermetalle Polonium (Po), Wismut (Bi) und Blei (Pb).
Diese gelangen zusammen mit dem Radongas in die Atemwege des Menschen und werden im Lungengewebe abgelagert. Dort entsteht beim Zerfall des Poloniums und Wismuts energiereiche Alphastrahlung. Trotz ihrer kurzen Reichweite können die Alphateilchen die empfindlichen Zellen im Gewebe beschädigen und dadurch Lungenkrebs verursachen.
Die Risikofaktoren für Radon
Radon gelangt durch Strömungen und Diffusionen an die Erdoberfläche. Hier sind es vor allem undichte Gesteinsstellen wie Risse, Rillen und Löcher, durch die Radon an die Erdoberfläche und in das Grundwasser gelangen kann. In der freien Luft ist Radon aufgrund der Vermischung mit der Umgebungsluft unbedenklich. Bedenklich wird Radon erst, wenn es in geschlossenen Räumen auftritt, denn in dieser Zusammensetzung gehen gesundheitliche Risiken für die Bewohner einher. Deshalb ist Radon beim Häuserbau ein wichtiges Thema und damit auch für Eigentümer von Wohnraum und Mieter. Da Personen, die Wohnraum an andere verkaufen, vom Gesetzgeber zum Schutz der Bewohner angehalten sind, sind diese auf Informationen zum Vorkommen des Radons angewiesen. Eine erste Orientierung zur Radonkonzentration vermittelt die Radonkarte, eine geografische Karte, die das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nach ihren Messungen zwischen 1992 und 2003 erstellt hat. Doch reicht diese nicht aus, weil sich je nach Bodenbeschaffenheit auch innerhalb der Regionen erhebliche Unterschiede im Vorkommen von Radon ergeben können. Die Bundesländer sind aktuell durch das Strahlenschutzgesetz dazu verpflichtet, bis Ende 2020 festzulegen, in welchen Gebieten besonderer Handlungsbedarf wegen hoher Radonkonzentration besteht. In diesen Radon-Vorsorgegebieten bestehen besondere Anforderungen an den Schutz vor Radon für Neubauten und am Arbeitsplatz.
Generell sind Naturboden und Naturstein dankbare Einfallstore für Radon. In der modernen Architektur wird deswegen auf eine stabile Verankerung und Verdichtung der Fundamente ein großer Wert gelegt. Eine gute Abwehr von Ein guter Schutz vor Radon stellt zum Beispiel eine massive Betonplatte dar. In Altbaubeständen ist das Radon Vorkommen insgesamt deutlich höher als in Neubauten. Bei den verwendeten Baustoffen sind vor allem solche mit vielen radioaktiven Isotopen starke Überträger von Radon. Dabei handelt es sich um Lehm bzw. Lehmziegel, das Schüttgut Schlacke, Rohschlamm und Granit.
Die Art der Beschaffenheit von Kabel- und Rohrdurchführungen trägt ebenfalls zum Ausmaß bei, mit dem sich Radon in Gebäuden freisetzen kann. Da Radon vor allem über die unteren Gesteinsschichten in das Gebäude gelangt, sind außerdem Wohnhäuser mit Keller stärker von Radon betroffen. Keller befinden sich nämlich in unmittelbarer Bodennähe und werden außerdem kaum belüftet. Auf diese Weise nimmt die Radonkonzentration von Etage zu Etage ab. Ein weiterer Risikofaktor für Radon ist eine Hanglage des Gebäudes. Außerdem wird bei einer stärkeren Gasdurchlässigkeit des Bodens potenziell mehr Radon in die Atmosphäre freigesetzt. Eine Studie der Atomenergie-Organisation IAEE zeigte schließlich, dass auch die Erschütterungen an Eisenbahnstrecken und viel befahrenen Straßen die Radonfreisetzung begünstigen kann. An solchen Verkehrstrassen war die Konzentration von Radon um 10 % erhöht. In der Forschung wird noch diskutiert, ob dieser Befund eher an der Schwinggeschwindigkeit des Bodens oder der Kompression des Grundes aufgrund der auf ihn durch den Verkehr einwirkenden Kräfte liegt.
Im Winter ist die Radonkonzentration am höchsten
Eine stärkere Gasdurchlässigkeit des Bodens hat neben der grundsätzlich massiveren Freisetzung des radioaktiven Edelgases zudem die Wirkung, dass diese Freisetzung stärkeren Witterungseinflüssen unterworfen ist. Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt aufgrund der saisonalen Schwankungen eine kontinuierliche Radonmessung über ein Kalenderjahr hinweg, um einen realistischen Messwert zu erhalten. Grundsätzlich ist die Radonkonzentration im Winter am höchsten. Hier sorgt der Unterdruck durch den Kamineffekt beim Heizen dafür, dass eine Sogwirkung in den unteren Gesteinsschichten entsteht.
Die wärmere Luft strebt nämlich nach oben und zieht aufgrund der starken Temperaturunterschiede zwischen den Unter- und Oberräumen somit auch das radioaktive Edelgas in Bodennähe durch die Ritzen ins Freie. Obwohl Radon eigentlich das schwerste aller Gase ist und siebenmal schwerer als Luft, sind diese Luftströmungen und thermischen Durchmischungsvorgänge im Winter schließlich die Ursache dafür, dass sich in der kalten Jahreszeit das Radon so gut von der Bodenluft bis in die oberen Etagen verbreiten kann.
Eine andere Ursache für diese unterschiedlichen saisonalen Konzentrationen besteht darin, dass im Winter weniger gelüftet wird und sich das Radon dadurch weniger stark mit der Außenluft vermischen kann. Dieser Effekt wird durch die heute gängige Wärmedichtung von Häusern noch verstärkt. Moderne Häuser sind nämlich gut isoliert, damit im Winter möglichst wenig Kaltluft in das Innere eindringen kann, was zu verstärktem Heizen und damit einem steigenden Energieverbrauch führen würde. Auf diese Weise wird das Radon in den Räumen eingeschlossen und bleibt diesen länger erhalten. Hier tut ein Umsteuern Not, damit Schutzmaßnahmen gegen Radon zukünftig stärker bei energetischen Sanierungsmaßnahmen berücksichtigt werden, die ja grundsätzlich sinnvoll sind.