Radon im Keller – Was jeder einzelne tun kann
Das radioaktive Edelgas Radon ist ein Zerfallsprodukt von Uran und Radium. Immer mehr wird es in seiner Rolle als Verursacher von Lungenkrebs erkannt. Studien wiesen nach, dass Radon nach Nikotin, aber vor Asbest und Benzin die zweithäufigste Ursache für ein Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) ist. Der Radonschutz ist somit EU-weit ein wichtiges Anliegen, der auch in Deutschland vorangetrieben wird. In Deutschland liegt das durchschnittliche Niveau von Radon in Gebäuden im Durchschnitt bei 50 Becquerel (Bc) pro Kubikmeter (m³) und damit geringfügig unterhalb des EU-Schnitts mit 59 Bc/m³. Der gesetzliche Referenzwert [https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/radon/karten/boden.html] liegt dabei laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bei 100 300 Becquerel pro Kubikmeter. Für Neubauten empfiehlt das BfS in den Aufenthaltsräumen eine Radonkonzentrationen von mehr als 100 Bq / m3 im Jahresmittel zu vermeiden. Für Wohnhäuser mit einem gemessenen Wert über 100 Bq/m3 werden Maßnahmen zur Senkung der Radonkonzentration empfohlen, wie zum Beispiel häufiges, intensives Lüften oder die Abdichtung von Öffnungen durch die Radon eindringt (Risse, Fugen, Rohrdurchführungen oder Kellertüren). Bei Messergebnissen über 1.000 Bq /m3 sollten unbedingt die Ursachen durch eine Radonfachperson ermittelt werden und schnellstmöglich eine Sanierung eingeleitet werden.
Aufgrund ihrer massiven Berglandschaften ist die Schweiz in Europa am stärksten von der Radongefahr betroffen. Regionen mit einem Radongehalt von 1.000 Bc/m³ sind im Alpenland keine Seltenheit. Das Risiko für Lungenkrebs ist hier entsprechend hoch. In Deutschland sind die Schwerpunktgebiete die Voralpen und die süd- und südostdeutschen Mittelgebirge. Auch an der Nordsee gibt es Hotspots in Form von Gesteinsmoränen der letzten Eiszeit.
Einfallstor Keller
Der Keller ist als unterirdisches Geschoss das typische Einfallstor für das radioaktive Gas Radon, wo es sich unter hohen Konzentrationen sammelt. Zwar ist Radon das schwerste aller Gase und etwa sieben mal so schwer wie Luft. Trotzdem kann es sich unter ungünstigen Umständen bei schlecht isolierten Kellern bis in die oberen Etagen ausbreiten. Diese liegen vor, wenn die Innenräume kaum belüftet werden und ein Kamineffekt entsteht. Dabei kommt es zu einem Unterdruck durch thermische Luftströmungen, die durch den Temperaturunterschied zwischen den wärmeren oberen Etagen und den kühleren unteren Etagen ausgelöst werden. Diese setzen den Prozess der Wärmeströmung in Gang und das Radon wird in die oberen Etagen eingesogen. Außerdem kann Radon über schlecht gebaute Rohre und Kabelleitungen, Treppen, Kamine, Versorgungsschächte und Geschossdecken in die Wohnetagen gelangen. Der Kamineffekt tritt je massiver auf, desto höher das Haus gebaut ist. Generell nimmt aber die Radon Belastung in Gebäuden von Stockwerk zu Stockwerk ab.
Welche Keller sind besonders betroffen?
Lockerer, poröser Boden wie Sandboden stellt die größte Gefahr für eine bedenkliche Radonkonzentration in der Luft dar, vor allem wenn der Boden von Feuchtigkeit befallen ist. Dies liegt an der Permeabilität dieser Bodenarten, durch die das Radon leicht aus dem Gestein ins Freie entweichen kann. Weitere Baustoffe, die eine hohe Konzentration im Gebäude fördern, sind Schlacke, Lehm, Rohschlamm und Granit. Eine Gefahr geht bei diesen Bodentypen von ihren vielen radioaktiven Isotopen aus, welche die Mobilität von Radon fördern. Eine weitere Gefahrenquelle sind Risse, Löcher und andere undichte Stellen im Gestein. Eine besondere Belastung liegt bei Altbauten vor, weil Maßnahmen der Kellerverdichtung damals tendenziell vernachlässigt wurden.
Weitere Risikofaktoren für Radon sind eine Hanglage des Gebäudes, die Nähe zu Eisenbahnstrecken und verkehrsreichen Straßen sowie die Lokalität in Risikoregionen, die auf der Radonkarte ablesbar sind. Diese wurde nach intensiven Messungen vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in den Jahren 1992 bis 2003 erstellt. Schließlich erhöhen die Maßnahmen der Energetischen Sanierung die Gefahr von zu hohen Radonwerten, weil es aufgrund der Verdichtungen der Außenwände vor allem im Winter, wenn weniger gelüftet wird, kaum noch zu einem Austausch zwischen der radonarmen Außenluft und der radonreichen Innenluft kommt.
Radonschutz in der Bauwirtschaft
Erst im Jahre 1993 begannen aktive Maßnahmen gegen die Radon in der Architektur, nachdem die Gefahren von Radon als Verursacher von Lungenkrebs erkannt wurden. Sehr effektiv sind die Techniken der Weißen Wanne sowie der Schwarzen Wanne als Kellerabdichtungen, die in der Architektur als Feuchtigkeitsschutz bevorzugt angewendet werden. Sie haben sich auch gegenüber dem Eindringen von Radon als resistent erwiesen. Bei der Weißen Wanne handelt es sich um ein Bodenfundament aus einer massiven und wasserabweisenden Platte aus WU-Beton, die einen derart zuverlässigen Schutz gegen Radon und andere schädlichen Einflüsse darstellt, dass zusätzliche Schutzmaßnahmen häufig entfallen können.
Weitere Einspareffekte werden dadurch erzielt, dass das Fundament im Gegensatz zur Schwarzen Wanne tragend und abdichtend zugleich ist. Bei der traditionelleren Schwarzen Wanne wird hingegen die Betonplatte noch mit einer zusätzlichen Verdichtungshaut aus dunklen Materialien unterstützt. Dabei handelt es sich in der Regel um Bitumen, Dickschlamm oder Kunststoff. Bei beiden Maßnahmen achten Architekten heute auf eine effiziente Abdichtung von Leitungen wie Glasfaser, Fernwärme, Erdsonden, Elektrizität, Wasser und Abwasser. Der Experte Marc Ellinger, Bausachverständiger im schwarzwäldischen Bernau, weist zudem auf die Möglichkeit hin, Neubauten mit einer metallkaschierten Abdichtungsbahn auszustatten, die sich resistent gegenüber der Radonbildung verhält. Außerdem kommen als kostengünstige Alternative für Abdichtungen als Radonschutz Maßnahmen wie Radondränagen, Radonbrunnen und Radonsauger in Betracht. Diese können das Gas sammeln und nach außen abführen und haben sich bislang als Schutz gegen das radioaktive Gas bewährt.
Was jeder Einzelne tun kann
Längst gibt es auf dem Markt günstige Radonmessgeräte, mit denen sich der Radonwert im Keller ermitteln lässt. Diese Messgeräte werden in aktive und passive Geräte unterteilt. Passive Radonmessgeräte benötigen keinen Strom und können einfach in den betroffenen Räumen platziert werden. Aufgrund saisonaler Schwankungen der Radonkonzentration sollte die Messung vorzugsweise das ein ganzes Jahr dauern, aber mindestens drei Monate. Danach werden die Radon Detektoren an das Akkreditierte Labor zurückgesandt und dort analysiert und ausgewertet. Der Kunde erhält daraufhin eine einen Messbericht mit dem ermittelten Jahresmittelwert der Radonkonzentration. Die Messung gestaltet sich unkompliziert und lässt sich auch von Privatpersonen in den Innenräumen sicher durchzuführen. Passive Radonmessgeräte kann man bei Messlaboren bestellen, die vom BfS anerkannte Stellen, gemäß § 155 Strahlenschutzverordnung, sind.
Aktive Messgeräte sind elektronische Geräte, die oft mit einem Display zur direkten Anzeige der Radonwerte ausgestattet sind. Sie werden eher für kürzere Messintervalle genutzt und Geräte mit sehr hoher Messempfindlichkeit sind sehr gut dazu geeignet, lokale Eintrittsstellen des Radons (Sniffing) und schnelle Momentaufnahmen zu ermitteln. Die Handhabung von aktiven Radonmessgeräten ist deutlich komplizierter und Messungen mit Sniffing werden normalerweise von einer Radonfachperson durchgeführt. Ein einfacher und wirkungsvoller Strahlenschutz ist schließlich das regelmäßige Durchlüften der Wohnung. Wenn möglich, so sollte im Keller das Querlüften angewandt werden. Mit Querlüften ist das gleichzeitige Öffnen von mehreren gegenüberliegenden Fenstern gemeint. Durch den Durchzug kann in relativ kurzer Zeit die ganze Innenluft ausgetauscht werden, um sich auf diese Weise vor dem Radon zu schützen.